Siedlung Lindenhof 1990 bis heute

Tempelhof-Schöneberg

Ein Denkmal, das Baugeschichte(n) schreibt – 1990er Jahre bis heute

 

Architektur von Axel Busch, Dietmar Ropohl, Franz Jechnerer und Carlos Zwick

Baulückenschließung durch Neubau

1994 wurde zum 75. Jubiläum der Genossenschaft mit dem halbrunden Neubauprojekt Ecke Arnulf-/ Röblingstraße straßenbegleitend eine letzte kriegsbedingte Baulücke des Lindenhofs geschlossen.

Der Vorentwurf kam vom Architekt und Stadtplaner Axel Busch, ausgeführt wurde die Realisierung durch den Architekten Dietmar Ropohl. Es entstanden zwölf neue Wohnungen mit hofseitig begrünter Fassade.

 

Beton, Glas und Holz

2005 erweiterte die GeWoSüd ihre Verwaltungszentrale durch einen modernen, lichtdurchfluteten Anbau an das bestehende Wohnhaus in der Eythstraße 45 durch Jechnerer Architekten + Stadtplaner.

Die Materialien Beton, Glas und Holz sind die prägenden Baustoffe und zeigen auch über zehn Jahre später eine zeitlos ansprechende Architekturästhetik. Das denkmalgeschützte Punkthochhaus wurde gleichzeitig saniert.

 

Energetische Sanierung, Modernisierung und Dachaufstockung

Bereits seit Mitte der 1990er Jahre konnte die GeWoSüd sämtliche Zeilenbauten aus der Wiederaufbauphase des Lindenhofs (ab 1954) im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung mit einer Fassaden- und Dachdämmung versehen.

Vorausgegangen war eine intensive Abstimmung der GeWoSüd mit der damaligen Senatsverwaltung für Bauen und Wohnen, der Investitionsbank Berlin und der Denkmalbehörde. Somit konnten die energetischen Eigenschaften dieser aus Hohlblocksteinen errichteten Gebäude entscheidend verbessert, der Wohnkomfort wesentlich erhöht werden.

Bereits 1993 begannen erste Untersuchungen zum Projekt „Dachaufstockung“ auf den denkmalgeschützten Mehrfamilienhäusern von Martin Wagner, die in einen vom Bezirk initiierten Denkmalpflegeplan mündeten. Ein auf der Grundlage dieses Denkmalpflegeplanes eingereichter Bauantrag wurde dann allerdings vom Bezirk lange nicht bearbeitet und erst im Jahr 2006 und nur für den Teilbereich Suttnerstraße 2 – 24 sowie Reglinstraße 25 und 27 genehmigt. Dessen ungeachtet startete die GeWoSüd bereits im Jahr 2006 mit der umfangreichen Sanierung aller 120 Bestandswohnungen in den Mehrfamilienhäusern Martin Wagners, und 2008 begann dann die denkmalgerechte Sanierung der 90 Jahre alten Bauten an Dächern und Fassaden.

Während in den unteren Geschossen die bestehenden Wohnungen saniert wurden, werden die alten Dächer nach und nach abgerissen und die Häuser durch Zwei- bis Fünf- Zimmer-Wohnungen im Maissonette-Charakter aufgestockt.

In den Jahren 2008 bis 2010 sind die im ersten Anlauf genehmigten Dachgeschosse in der Suttnerstraße 2 – 24 und Reglinstraße 25 – 27 durch das Architekturbüro Carlos Zwick ausgebaut worden. Seit 2013 werden, nachdem endlich die denkmalrechtliche Genehmigung für den gesamten Bestand erlangt werden konnte, die Dachgeschosswohnungen in der Domnauer Straße 12 – 22, Reglinstraße 26 sowie das Torhaus Suttnerstraße 29 durch das Büro Jechnerer Architekten + Stadtplaner realisiert.

Heute können wir feststellen, dass trotz der denkmal- rechtlichen Vorgaben, die bereits modernisierten 90 Jahre alten Mehrfamilienhäuser Martin Wagners die niedrigsten spezifischen Energiekennzahlen unserer Genossenschaft aufweisen.

 

Link zum Video Dachaufbauten im Lindenhof, Domnauer Straße im Zeitraffer (1): https://www.youtube.com/watch?v=UKQX7pkbpwA

Link zum Video Dachaufbauten im Lindenhof, Domnauer Straße im Zeitraffer (2):
https://youtu.be/Y5kFXCcUN1w

 

Wohnensemble unter Denkmalschutz

Der Lindenhof umfasst 232 Häuser mit insgesamt 1.267 Wohnungen. Dabei handelt es sich um 163 Mehrfamilien- und 69 Einfamilienhäuser. Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz.

 

Prof. Axel Busch

Der Architekt und Stadtplaner Prof. Axel Busch, geboren am 30. Mai 1940 in Luckenwalde, machte 1958 sein Abitur, begleitend mit einer Berufsausbildung zum Betonmischer. Von 1960 bis 1962 studierte er an der TU Dresden, ab 1962 Fortführung an der TU Berlin und der Washington University St. Louis (USA).

Von 1967 bis 1971 war er als freier Mitarbeiter und Projektleiter in der Freien Planungsgruppe Berlin tätig. 1971 bis 1972 war er als Associate Expert im United Nations Development Programme des Eastern Caribbean Physical Planning Project tätig und ab 1972 freiberuflich als Stadtplaner und Architekt in unterschiedlichen Partnerschaften.

Von 1972 bis 2005 war er Professor für Städtebau und Stadtplanung an der Hochschule der Künste Berlin (HdK), später am Institut für Baukunst und Bautechnik, Fakultät Gestaltung der Universität der Künste Berlin (UdK). Er ist engagiert in Hochschulgremien, Fachverbänden und Beiräten.

Ab 1984 ist Busch Gründungsmitglied und bis 2012 Partner von „TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung“ mit den Arbeitsschwerpunkten Städtebau und Stadtplanung, Landschaftsplanung, Freiraumgestaltung, Stadt- und Sozialforschung.

Axel Busch ist Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL), der Architektenkammer Berlin, der SRL – Vereinigung für Stadt­, Regional­ und Landesplanung, im Deutschen Werkbund Berlin e. V. (DW) und in der Ilse Balg Stiftung (Stiftung für Stadtforschung und Stadtentwicklung).

 

Dietmar Ropohl

Der Architekt Dietmar Ropohl wurde 1948 in Mönchengladbach geboren. Ab 1963 absolvierte er eine Lehre als Kaufmann und anschließend ab 1966 eine Ausbildung der Innenarchitektur beim Möbelhaus Kalderoni in Düsseldorf. Nach der Mitarbeit im Berliner Architekturbüro Prof. Lerecke ab 1970 studierte Ropohl 1972 bis 1978 Architektur an der Hochschule der Künste Berlin (HdK).

Ab 1978 war er zuerst als selbstständiger Architekt tätig, dann 1981 bis 1986 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HdK, bis er 1986 sein eigenes Architekturbüro „Ropohl Architekt“ gründete. Geprägt durch die Tätigkeit an der HdK liegen die Schwerpunkte seiner architektonischen Arbeit unter dem Motto „Bauen im Kontext“ in der Darstellung des Zusammenhangs zwischen Städtebau, Stadterneuerung, Bauprojekt und Detail.

 

Franz Jechnerer

Franz Jechnerer wurde 1958 in Ansbach / Bayern geboren. Von 1977 bis 1981 absolvierte er ein Architekturstudium an der Fachhochschule Nürnberg, ab 1983 studierte er Architektur an der TU Berlin. 1988 beendete er das Universi­tätsstudium bei Prof. Kandel.

Von 1981 bis 1983 arbeitete er in verschiedenen Architekturbüros, seit 1988 im Büro Prof. Kandel + Prof. Dr. Höer, Stuttgart – Berlin – Nürnberg, in dem er ab 1990 Partner wurde.

1999 gründete Jechnerer sein eigenes Architekturbüro „Jechnerer Architekten“ in Herrieden / Bayern und Berlin und realisiert unter anderem Pro­jekte im Verwaltungs-­ und Wohnungsbau sowie Schul- und Kitabauten.

Für die GeWoSüd führte er die Umbau­, Ausbau- und Sanierungsarbeiten des denkmalgeschützten Punkthochhauses in der Eyth­straße 45, den Neubau „Mehrgenerationenhaus“ in der Friedrich-Wilhelm-Straße 59 sowie die Fassadensanierung der denkmalgeschützten Wohnhäuser in der Eythstraße 16 – 64 und Bessemerstraße 86 – 102 aus.

Franz Jechnerer ist seit 1984 Mitglied in der Architektenkammer Berlin, seit 1991 in der Bayerischen Architektenkammer und seit 2011 im Bund Deutscher Architekten (BDA).

 

Carlos Zwick

Der Architekt Carlos Zwick wurde 1951 in Sonthofen / Allgäu geboren. Nach einer Schreinerlehre mit Gesellenprüfung als Kammersieger erwarb er das Fachabitur und absolvierte an der Fachhochschule München ab 1974 ein Architekturstudium. Nach Reisen durch Afrika studierte er ab 1979 Architektur und Städtebau an der TU Berlin.

Parallel zum Studium erwarb er mit dreizehn weiteren Gesellschaftern ein Fabrikgebäude in Kreuzberg, das er sanierte und um ein Dachgeschoss erweiterte.
Für diese Arbeit wurde Zwick 1983 mit dem 1. Preis des Wettbewerbs „Leben unterm Dach“ der IKEA-Stiftung ausgezeichnet.

In Sonthofen baute er ein Holzhaus in Eigenleistung, für das er 1988 mit dem bayerischen BDA­-Preis ausgezeichnet wurde.

1989 gründete Carlos Zwick in Berlin sein eigenes Architekturbüro, spezialisiert auf Wohnungssanierungs- und Umbauvorhaben und wurde über Berlin hinaus bekannt für Dachgeschossaufstockungen mit Lofts, Pent-­ und Dachgartenhäusern.

Für die GeWoSüd realisierte Carlos Zwick ferner die Dachaufbauten in Weißensee und Am Eichgarten / Stindestraße in Steglitz.

 

(Mehr Infos mit Bildern zur Siedlung ab den 90er Jahren)