Von den 102 Jahren, die die GeWoSüd in diesem Jahr existiert, hat Norbert Reinelt dann nahezu drei Jahrzehnte die Geschicke der Genossenschaft maßgeblich beeinflusst und verantwortet. Gerne würde man das Bild des Lotsen, der von Bord geht, bemühen. Aber im Gegensatz zu Bismarck, der als Reichskanzler in Ungnade fiel und abtreten musste, geht Norbert Reinelt aus freien Stücken, erhobenen Hauptes, in dem Wissen, seinen Nachfolgern ein aufs vortrefflichste bestellte Feld zu hinterlassen. Und die meisten, die ihn in den letzten Jahren und Jahrzehnten kennen und schätzen gelernt haben, werden sagen, schade, dass er geht.
Die GeWoSüd hat Norbert Reinelt viel zu verdanken, denn es ist zu allererst sein Verdienst, dass neben dem Erhalt und der Pflege die Weiterentwicklung der historischen Bausubstanz auch die energetische Verbesserung nahezu aller Wohnanlagen gelungen ist.
Norbert Reinelt trat am 1. August 1992 als Abteilungsleiter Technik in den Dienst der Genossenschaft ein. Am 1. März 1993 wurde er vom Aufsichtsrat zum Geschäftsführer, am 1. Mai 1994 zum Vorstandmitglied der GeWoSüd bestellt. Er machte sich sogleich daran, die an die GeWoSüd rückübertragenen, von der KWV Ost-Berlins stark vernachlässigten, großen Wohnanlagen in Weißensee und Treptow umfassend zu modernisieren. Zugleich wurde durch teilweise Aufstockungen neuer Wohnraum geschaffen. Im historischen Rückblick ist heute klar, ohne Norbert Reinelts Geduld und Überzeugungskraft wären die Zusammenführung der Bestände im Osten und Westen Berlins sowie die damit verbundenen immensen Investitionen niemals erfolgreich umsetzbar gewesen.
Norbert Reinelt hatte damit bewiesen, was er konnte und wurde folgerichtig am 1. Januar 2001 zum Vorstandsvorsitzenden der GeWoSüd berufen. Er legte fürderhin seine gesamte Kraft darin, die Wohnanlagen an allen zwölf Standorten der GeWoSüd nicht nur zu modernisieren, so dass überall zeitgemäße Wohnstandards die Bauten der GeWoSüd auszeichnen, sondern sein stetes Bemühen war es auch, durch Aufstockungen und Erweiterungen zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Sein absolutes Meisterwerk hat er mit der in diesem Jahr zum Abschluss gebrachten Modernisierung und Sanierung des denkmalgeschützten Schöneberger Lindenhofs abgeliefert. So hat er mit der 2005 neu errichteten Geschäftsstelle der GeWoSüd, der Modernisierung und Aufstockung der im Krieg nicht zerstörten denkmalgeschützten Mehrfamilienhäuser, der denkmalgerechten Modernisierung der historischen Reihenhäuser, der Modernisierung der Zeilenbauten aus den fünfziger Jahren und zuletzt der Neuerrichtung eines der im Krieg komplett zerstörten Torhäuser sowie der Neuanlage zahlreicher Nutzergärten eine wahre Oase in der Großstadt geschaffen, welche zeitgemäßes Wohnen im denkmalgeschützten Bestand beispielhaft ermöglicht.
Gute, bewohnbare Architektur und nachhaltiges, energieeffizientes Bauen, das ist Norbert Reinelts Handschrift, die man in nahezu allen Wohnanlagen sehen kann.
Auf sein Know-how und seinen Rat wurde auch gerne in den Fachgremien des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) wie auch im Gesamtverband der deutschen Wohnungswirtschaft (GdW) zurückgegriffen.
In Norbert Reinelts „Amtszeit“ wurden 233 Wohnungen neu errichtet, so dass die GeWoSüd heute über 2600 Wohnungen verfügt, und insgesamt rund 185 Millionen Euro in die Bestände investiert. Eine für eine mittelgroße Genossenschaft unvorstellbar große Summe.
Diese Zahlen alleine machen das Wirken des überzeugten Genossenschaftlers Norbert Reinelt aber nicht aus. Für ihn ist Genossenschaft immer mehr als nur die Bauten aus Stein gewesen. Seine Überzeugung, dass genossenschaftliches Wohnen kommunikativ und sozial gestaltet werden muss, führten zu zahlreichen erfolgreichen Innovationen und Projekten für das genossenschaftliche Miteinander. So hatte die GeWoSüd unter ihm als Vorstandsvorsitzenden als eines der ersten Wohnungsbauunternehmen in Berlin eine eigene Sozialarbeiterin, die sich aktiv um die Mitgliederbetreuung und das soziale Miteinander kümmerte. Später wurde daraus eine eigene Abteilung. Viele Aktivitäten wurden hier initiiert, gebündelt und gesteuert. Projekte wie Helfer im Kiez, aber auch die Weiterentwicklung der alten Waschhäuser zu Orten des Miteinanders, die Etablierung des GeWoHiN als Nachbarschaftstreff und später das Café am See folgten. Von den zahlreichen Bauteilfesten, wo Bewohner*innen, Nachbar*innen gerne zusammenkommen und feiern, ganz zu schweigen. Dies alles ist heute aus dem genossenschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Norbert Reinelts Motto war stets: Die Menschen, die in der GeWoSüd wohnen und arbeiten, sind das Salz in der Suppe des genossenschaftlichen Lebens. Ohne sie wäre alles fad. Sie zu beteiligen, mit ihnen zu lachen und zu feiern, das schafft Nähe, Vertrauen und Solidarität mit und in der Genossenschaft. Es sorgt dafür, dass die GeWoSüd ist, was sie ist, „Oase in der Großstadt – traditionell modern.“
Die Genossenschaft hat allen Grund, sich vor dem Lebenswerk von Norbert Reinelt zu verneigen und ihm aus tiefem Herzen für sein Schaffen in der GeWoSüd zu danken.
Diese Oase wird nun ohne Norbert Reinelt weiter blühen und gedeihen müssen. Damit das gelingt, hat der Aufsichtsrat frühzeitig die Weichen gestellt und auf Erfahrung, Kontinuität und Innovation gesetzt. So wird ab 1. Mai 2021 Dipl.-Kaufmann Matthias Löffler das Amt des Vorstandsvorsitzenden in der GeWoSüd übernehmen. Unterstützt wird er dabei von seinem Vorstandskollegen Dipl.-Ingenieur Architekt Walter Schuller. Beide Kollegen arbeiten schon seit vielen Jahren für die GeWoSüd und sind vielen Mitgliedern bereits bekannt. Matthias Löffler ist seit 1. Januar 2015 Vorstandsmitglied, war davor viele Jahre Prokurist der GeWoSüd. Er ist für den kaufmännischen Bereich zuständig. Walter Schuller ist seit 1. Januar 2021 Vorstandsmitglied, er war zuvor ebenfalls Prokurist der GeWoSüd. Er ist für den technischen Bereich zuständig.
Bleibt nur, dem alten Vorstandsvorsitzenden Norbert Reinelt dankbar Lebewohl zu sagen, und dem nicht mehr ganz so neuen Vorstandsteam aus Matthias Löffler und Walter Schuller ein herzliches Glück-auf zuzurufen.
Markus Hofmann
Aufsichtsratsvorsitzender