248 stimmberechtigte Mitglieder hatten sich im historischen Maschinensaal der Malzfabrik in der Bessemerstraße eingefunden. Mehr als die Hälfte kam aus dem Lindenhof (128 Mitglieder), 81 Mitglieder waren anwesend, die nicht in der GeWoSüd wohnen, und 39 kamen verteilt aus den übrigen Wohnanlagen.
Nach harten Fakten wie hohe Eigenkapitalquote, Cashflow und sinkende Zinsaufwendungen, den Vergleichen mit anderen Genossenschaften, bei denen die GeWoSüd hinsichtlich Instandhaltung und Modernisierung als überdurchschnittlich bewertet wurde, lobte der Prüfer dann auch die Gemeinschaftseinrichtungen der Genossenschaft wie die Waschhäuser und das Café am See, die keine Gewinne erwirtschaften. Damit war der soziale Teil des Abends angesprochen. Ob und wie sich unternehmerische und soziale Aspekte die Waage halten, sollte noch zum Thema der Mitgliederversammlung werden. Im Ausblick attestierte Verbandsprüfer Ohme, dass die GeWoSüd auf ihrem eingeschlagenen Weg in absehbarer Zeit in der Lage sein werde, nicht reagieren zu müssen, sondern weiter so agieren zu können.
Vorstand Matthias Löffler präsentierte die 104-Millionen-Euro-Vermögenslage der Genossenschaft und einen Bilanz-Gewinn von 433.000 Euro. Er konnte zeigen, dass das gute finanzielle Ergebnis aus Nutzungsgebühren stammt, die unterhalb der Berliner Mietspiegel-Werte liegen. Und da die Mietpreisbremse im Land Berlin offensichtlich keine Wirkung habe, die Mieten immer schneller stiegen, nehme auch die Attraktivität der GeWoSüd-Wohnungen zu. Die Zahl der Mitglieder stieg in den letzten Jahren steil auf 4.886 Ende 2016 an. Zu vergeben hatte die GeWoSüd zu dem Zeitpunkt aber nur 2.588 Wohnungen. Die Wohnungs-Warteliste ist 815 Mitgliedernamen lang. Vorstand und Aufsichtsrat haben angesichts der anhaltenden Nachfrage einen „Deckel“ bei 5.000 Mitgliedern beschlossen. Neuaufnahmen gebe es in Zukunft nur in dem Maße wie Mitglieder die Genossenschaft verlassen.
Vorstand Norbert Reinelt stellte seinen Lagebericht unter das Stichwort „Kooperation”. Die Zusammenarbeit der Gremien, der Geschäftsstelle und der Mitglieder miteinander sei ein entscheidender Erfolgsfaktor. Neben all den Erfolgszahlen gab es auch Rückschläge: Ständig durchnässte Rasenflächen auf den Dächern in Steglitz, in den 50ern mit Insektiziden kontaminierte Reihenhaus-Dächer im Lindenhof, die zur Sanierung jetzt völlig abgerissen und „in Handarbeit zu Neubaukosten” wieder auf- und ausgebaut werden, schließlich im Juli die Brandstiftung im Rohbau des sanierten Torhauses Röblingstraße 27/29. „Da hatten wir ein fettes Problem!“ Dank der Kooperation mit tollen Handwerkern, die sofort alles aufgeräumt haben und weiterbauten, konnten wir am Ende ein liebevoll gestaltetes Haus an die Nutzer übergeben. Die Mitgliederbetreuung machte 552 Veranstaltungs-Angebote. So wurde die GeWoSüd als beste Nachbarschaft mit dem BBU-Zukunftspreis ausgezeichnet, aber auch als Klimaschutzpartner Berlins, und als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Das ermöglichten auch die Mitarbeiter, die eben „viel mehr leisten als das standardmäßige Verwalten der Wohnanlagen”. Genossenschaft sei auch die Fest-AG und das Ehrenamt, die genauso für Kooperation stehen. „Durch Kooperation bleiben wir eine gute, bunte GeWoSüd”, schloss Reinelt.
Aufsichtsratsvorsitzender Markus Hofmann, der die Versammlung von Beginn an leitete, empfahl die Entlastung des Vorstands, die ohne Gegenstimme bei zwei Enthaltungen erfolgte. Die Feststellung des Jahresabschlusses und Lageberichts sowie die Entlastung des Aufsichtsrates erfolgten jeweils einstimmig. Die Verwendung des Bilanzgewinns wurde wie vorgeschlagen einstimmig mit zwei Enthaltungen beschlossen: Die Mitglieder erhalten im Juli auf ihre Anteile wieder eine Dividende in Höhe von vier Prozent, was mit 208.288 Euro zu Buche schlägt.
Eine von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagene Satzungsänderung über die Gewinnverwendung sorgte dann für eine, das genossenschaftliche Bewusstsein ausleuchtende Diskussion: „Der an die Mitglieder auszuschüttende Gewinnanteil darf mit unterschiedlichen Prozentsätzen… getrennt nach Pflichtanteilen und weiteren Anteilen beschlossen werden.” Mehr als ein Dutzend Mitglieder argumentierten für und wider den Antrag, etwa, dass man nicht als Ersatzbank fungieren wolle, sondern das Geld ins soziale Miteinander stecken solle, oder, dass der Antrag die Gefahr berge, dass Eigenkapital abgezogen werde, das danach wieder bei Banken geliehen werden müsste; schließlich habe die GeWoSüd noch vor einigen Jahren um freiwillige Anteile geworben. Andere konnten nachvollziehen, dass vier Prozent Dividende auf alle Anteile relativ hoch seien angesichts dessen, dass man für normale Spareinlagen so gut wie keine Zinsen mehr erhalte, waren aber nicht damit einverstanden, dass zwischen Pflicht- und freiwilligen Anteilen unterschieden werden solle. Andere begrüßten die vorgeschlagene Änderung, da sich damit für die Mitglieder, die sich nur die Pflichtanteile leisten könnten, nichts verändern würde. Ein Neumitglied brachte das Stichwort „Wagniskapital” in die Diskussion, was Verbandsprüfer Klaus-Peter Ohme aufbrachte: Die Anteile bei der GeWoSüd seien mit denen mündelsicherer Wertpapiere vergleichbar, da das Vermögen nahezu vollständig aus Immobilien bestünde, die auch noch beträchtliche stille Reserven aufwiesen. Auch Vorstand Matthias Löffler musste noch einmal darstellen, dass es in erster Linie darum gehe, flexibler auf Veränderungen am Kapitalmarkt reagieren zu können.
Markus Hofmann ließ über die Satzungsänderung abstimmen, für die eine Dreiviertelmehrheit notwendig ist. Es wurden 229 Stimmen abgegeben; davon stimmten 167 für die Satzungsänderung. Da für die Annahme 172 Ja-Stimmen notwendig gewesen wären, war die Satzungsänderung abgelehnt.
Schon diskutierten Mitglieder in der kurzen Auszählungspause über die Unterschiede im genossenschaftlichen Bewusstsein, wie sich Altmitglieder und Neumitglieder mehr aufeinander einlassen könnten, als die nächsten Abstimmungen zur Nachwahl zum Aufsichtsrat aufgerufen wurden. Heike Kolar, Sabine Löbner und Andreas Baldow wurden ohne Gegenstimme bei einer Enthaltung wieder in den Aufsichtsrat gewählt.
Vorstand Siegmund Kroll gab den Ausblick bis 2021, über das hundertjährige Jubiläum 2019 hinaus, bei dem sich die Genossen an den zwölf Standorten der GeWoSüd „gegenseitig besuchen sollen“. Damit rückt dann auch die Wohnanlage in Neukölln näher in den Blick, bei der es um neue Wohnungen in ausgebauten Dächern gehen soll. Seit über zwei Jahrzehnten hat die Genossenschaft mit Dachausbauten in Weißensee, Steglitz und im Lindenhof sehr gute Erfahrungen mit dieser Form der Bestandserweiterung sammeln können. Da es in Neukölln keine Einschränkungen durch den Denkmalschutz gebe, seien weitere Optimierungen vorstellbar.
Die Satzungsdiskussion blieb ein Thema bis zum Punkt „Verschiedenes“, als ein Mitglied anregte, den Änderungsantrag schon jetzt auf die Tagesordnung der Mitgliederversammlung im nächsten Jahr zu setzen. Markus Hofmann beendete die Versammlung mit dem Hinweis, dass sich hier der Vorteil zeige, dass eine Mitgliederversammlung und keine Vertreterversammlung, wie bei vielen anderen Genossenschaften, das höchste Gremium sei. „Hier bringen wir die alten, die neuen Mitglieder und die ganz alten zusammen, jeder kann reden, und so können wir unsere Werte weiter in die Zukunft tragen.” – Fotos von der Mitgliederversammlung im Album unter diesem Link.